Ein kleines Gespräch
Tín, der diese Kurzgeschichte geschrieben hat, ist ein Vietnamese mit chinesischer Abstammung. Sein vietnamesisch hat er sich selbst hier in Deutschland beigebracht. Er kann jetzt nicht nur vietnamesisch sprechen und lesen, seine witzige Kurzgeschichten auf Vietnamesisch werden auf Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Um den Kindern das Lernen der vietnamesischen Sprache zu motivieren, hat er 30 Plätze für das kommende Sommercamp 2013 gesponsert, “um den Kindern ein kleines Lächeln und eine kleine Freunde zu geben, um ihnen das Lernen der vietnamesischen Sprache zu motivieren …“ (Auszug aus seiner E-Mail).
Anh Tín, tác giả bài viết này là một người Việt gốc Hoa đã tự học lại tiếng Việt ở Đức và không những anh đã nói được, đọc được mà thậm chí anh còn viết được truyện ngắn bằng tiếng Việt đăng báo nữa. Kỳ trại hè năm nay anh Tín đã tặng lệ phí cho 30 em học sinh lớp tiếng Việt tham dự trại với mục đích „đem lại vài nụ cười và niềm vui nho nhỏ cho các em thôi và hy vọng nó sẽ cổ võ cho các em để các em cố gắng học tiếng Việt hơn trong tương lai … “ (trích từ Email của anh Tín).
Ein kleines Gespräch
– He, kleine!
– Hey Großer 🙂
– Hast Du zufällig einen Taschendrachen bei Dir?
– Onkel!!! Wie soll ich denn so was haben??? …
– Eh, ich meine nur, ob Du irgendwo einen gesehen hast?
– … Du willst wieder Deine Lunge bräunen, was? Das ist uncool!
Du weißt doch, dass das schlecht für Gesundheit ist!
– Ja, ja, ich weiß. Leider ist das ein Laster von mir……..
Hey, was sitzt Du so traurig allein hier?
– Oh, erzähl!
– Seit Tagen hat sie mir ständig eingehämmert, dass ich zu dieser vietnamesischen Sprachschule gehen soll!
– Aha, ist das nicht eine gute Sache?
– Nee, null Bock drauf!
– Was möchtest Du lieber machen?
– So wie die Silvia von nebenan musizieren…
– Blockflöte spielen?
– Nein, Piano!
– Wow, haben denn Deine Eltern genug Kohle? So ein Piano ist doch sehr teuer, oder?
– Ich glaube schon…
– Tja, schlechte Karten für Dich! Du magst also Musik?
– Ja.
– Kannst Du denn diese ganzen Töne auseinanderhalten?
– Kein Problem.
– Super, dann kannst Du ja auch Vietnamesisch lernen…
– Wieso das?
– Statt „Do Re Mi Fa Sol La Si Do“ oder „là la lá la lá lá“ übst Du jeden Tag „a á à ả ã ạ“ …
– Haha, sehr witzig!!!
– Die Silvia wird später ihre Gefühle in Form von Melodien ausdrücken, Du schreibst dafür Kurzgeschichte oder Gedichte…
– Das ist doch nicht dasselbe!
– Hmm, dann begleitet sie Dich auf Klavier und Du singt auf Vietnamesisch …
– Nee, ich will keine Sängerin werden!
– OK, OK. Was ich sagen will ist, wenn Du die verschiedenen Töne unterscheiden kannst und falls Du sie auch noch richtig aussprechen könntest, dann wirst Du schon mal kein Problem mit Hören und Lesen haben…
– Argh, immer dieser vietnamesische Kram! Meine Freundin Linda hat es gut. Ihre ganze Familie spricht seit Jahren nur noch Deutsch. Ihr großer Bruder hat gerade Abitur mit 1,0 gemacht!
– Wow, gratuliere!
– Ist das nicht sehr gut?
– Sehr gut ja, aber nicht perfekt …
– Wie denn das?
– Der beste Weg wäre wenn man alle guten Eigenschaften von beiden Kulturen zu seinen eigenen machen könnte und dafür muss man nicht nur gut Deutsch, sondern auch noch seine Muttersprache sprechen können…
– Hmm…
– Übrigens, wenn man perfekt Deutsch spricht, wird man wegen seines Aussehens noch lange nicht 100% als Deutscher akzeptiert…
– Kann sein…
– Ein bekannter von mir, er spricht akzentfreies Deutsch und am Telefon wird keiner merken, dass er kein gebürtiger Deutscher ist, hatte vor Jahren mal ein Zimmer gesucht. Zeitung gekauft, Anzeige gelesen, angerufen und Termin bekommen. Als er später dort auftauchte, wollte die Vermieterin ihm nicht ins Zimmer rein lassen. Sie sah einen Asiat und sagte: „Mit Ihnen habe ich vorhin nicht gesprochen!“
– Das ist nicht wahr, oder?
– Doch, leider.
– Hatte sie beim Termin machen nicht nach dem Namen gefragt?
– In diesem Fall nicht, sonst hätte sie wahrscheinlich gelogen, dass das Zimmer schon vergeben ist.
– Ja.
– Na ja, Ich persönlich bin immer froh, dass ich mehrere Sprachen sprechen kann. Da ich keine Sprachgenie bin, kann ich nicht gleichzeitig alle perfekt beherrschen. Je nachdem, was ich gerade mehr benutze, ist diese eine Sprache dann besser als der Rest…
– Ja, es kann nie schaden, andere Sprache zu lernen. Aber was bringt Vietnamesisch einem hier in Deutschland?
– Ich glaube, es geht hier nicht um irgendeine Fremdsprache, die man noch lernen soll. Falls es darum geht, was einem später im Beruf nützlich sein sollte, dann kommt natürlich zuerst Englisch in Frage …
– Englisch? Hab ich schon zwei Jahre in der Schule …
– … als nächste wahrscheinlich Chinesisch…
– Chinesisch?
– Ja, weil das die zweit meist gesprochene Sprache der Welt ist und weil Deutschland mittlerweile schon so viel Geschäfte mit China macht. Wer weiß, vielleicht müsste man in Zukunft sogar einen Job in China bewerben!
– Und warum dann Vietnamesisch?
– Tja, weil Deine Eltern Vietnamesen sind. Ich glaube, jeder Vietnamese – egal wo auf der Welt – möchte, dass seine Kinder die Sprache der Vorfahren sprechen können. Irgendjemand hatte so was gesagt wie „Sprache noch existiert, Kultur existiert; Sprache weg, Kultur weg!“
– Frage: Wie viele Menschen leben zur Zeit in Vietnam?
– Eh… eh… ich glaube so um die 90 Millionen…
– Dann muss man wohl keine Sorge machen, dass Vietnamesisch von der Welt verschwindet, oder?
– Gutes Argument, Kleine! Aber darum machen die Auslandvietnamesen keine Sorge. Die vietnamesische Gemeinde befürchtet nur, dass unsere Kultur hier von Generation zu Generation immer Stück für Stück verschwindet … Stell Dir vor : In zehn oder zwanzig Jahre werden beim großen Treffen vielleicht nur noch Deutsch gesprochen. Es gibt auch nur deutsche Küche, kein “ Phở“ und andere Leckereien aus der Heimat mehr …
– Ist das sehr schlimm?
– Nein. Sehr schlimm nicht. Sehr schlimm wäre andersrum, wenn alle kaum oder nur gebrochenes Deutsch sprechen könnten … schlecht in der Schule … kein Job … keine deutsche Freunde … kämen nicht zu recht in der Gesellschaft, usw. … Aber so wäre schon gut, nur nicht perfekt…
– Ah, da kommt wieder Dein „Beste aus zwei Welten“ Ding!
– Hehe, genau! Perfekt wäre, etwas sehr gutes geschafft zu haben, ohne die wertvollen Dingen zu verlieren, die man schon hatte…
– Das trifft aber nicht auf uns zu, die hier erst geboren sind…
– Hey, gut aufgepasst! Ja, bei Euch müsst Ihr Euch beides aneignen.
Um aber über vietnamesische Werte mehr zu erfahren, ist der erste Schritt nun mal das Erlernen der Sprache!
– Also, dieses ganze Gerede über Kultur und Werte ist mir zu hoch.
Gibt es einfache Gründe, was einem persönlich bringt?
– Hmm, normalerweise sagen die meisten Eltern so : „Lern mal Vietnamesisch, damit Du Dich mit Deinen Großeltern unterhalten kannst!“
– Meine Großeltern sind leider alle schon verstorben 😦
– Ja, das ist sehr schade bei Dir…
– Finde ich auch, aber nichts zu machen.
– Musst Du Zuhause auch vietnamesische Musik mit anhören?
– Ja.
– Und? wie findest Du die Lieder?
– Schön …
– Wenn Du die Texte noch verstehen könntest, würdest Du wahrscheinlich tausendmal besser finden 🙂
– Die meisten klingen schwermütig …
– Stimmt! Sehr melancholisch …
– Worüber sind die meisten Songs?
– Liebeskram …
– Iiihh!!!
– Hehe, Du bist noch nicht alt genug dafür …
– Hey, ich bin ein großes Mädchen, ja?!!
– Ah, ja, ja. Sorry!!!
– Hihihi.
– Neulich bin ich mit dem Zug gefahren. Als ich in einen Waggon eingestiegen bin, war am Anfang nur so ein Stimmengewirr zu hören. Aber nach eine oder zwei Minuten hatten meine Ohren irgendwie die unbekannten Geräusche ausgefiltert und dann sagte ich auf einmal :
„Hey, die Sprache kenne ich doch!“. Ein Stückchen weiter saßen tatsächlich zwei Jungen und ein Mädchen und unterhielten sich auf Vietnamesisch. Ich konnte alles verstehen 🙂
– Mann, bist Du aber neugierig!
– Na ja, das war eine lange Fahrt und ich hatte gerade nicht zu tun …
– Und? worüber quatschten sie?
– Das war eine Gruppe Studenten und redeten die ganze Zeit über Studium und so ein Zeug … Hey, sag mal, bist Du denn gar nicht neugierig, worüber Deine Eltern manchmal so tuscheln?
– Ab und zu schon …
– Du verstehst aber immer Bahnhof, stimmt?
– Ein paar Wörter verstehe ich, den Rest leider nicht.
– Da siehst Du was für Vorteile man hat wenn man die Sprache spricht.
– Tja …
– Hey, stell Dir das mal vor: Irgendwann in Zukunft wirst Du als junge Frau Urlaub in Vietnam machen und auf der Reise wirst Du irgendwo einen gutaussehenden Vietnamesen treffen und was für ein Pech, dass Du ihn nicht ansprechen kannst, weil Du die Sprache nicht beherrschst?
– Ahahaha! Du bist so lustig, Onkel!
– Na ja, man weiß ja nie was alles in Zukunft passieren könnte …
Und wenn Du noch ein Gedicht schreiben könntest; ich sage Dir, man braucht nur vier Zeilen zu schreiben. Das hat mehr Wirkung als hundert Liebesbriefe!
– Wer schreibt denn noch Briefe?
– Ach so, ja, dann Emails, SMS oder was auch immer … Na ja, das mit dem Gedicht ist zu weit hergeholt. Die meisten Eltern werden schon froh sein, wenn ihre Kinder sich im Alltag einigermaßen gut auf Vietnamesisch verständigen können. Mehr traut sich keine zu hoffen…
– Ist denn Vietnamesisch einfach zu lernen?
– Ja und nein. Da hat man schon mal Glück, dass es bei Vietnamesisch auch mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird, plus ein paar Zeichen für das Tonsystem. Jedes Wort ist einsilbig, daher ziemlich kurz. Ich glaube, maximal sieben Buchstaben.
Es gibt also nicht so was Riesenlanges wie das deutsche Wort mit 63 Buchstaben : Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz 🙂
– Was für ein Ding???
– Unwichtig, einfach vergessen! 🙂
– Und Grammatik?
– Im Vergleich zu Deutsch ziemlich einfach. Man braucht keinen Artikel zu merken; es gibt kein Beugen; keine Zeitformen …
– Was ist komplizierter?
– Schwer ist das schon erwähnte Tonsystem und ein paar Konsonanten, die man richtig aussprechen muss. Daher ist Rechtschreibung und damit vietnamesisches Diktat nicht so einfach …
– Was noch?
– Es gibt da noch ein paar Eigenarten, die für Anfänger ziemlich verwirrend sind, aber man sie später wunderbar findet …
– Beispiel?
– Nehmen wir z.B. ein schwarzes Pferd, ein schwarzer Hund, eine schwarze Katze, ein schwarzes Huhn, ein schwarzes Rind, schwarze Tinte, schwarze Haare…
– Hey, was soll denn mit dem ganzen schwarzen Zeug sein?
– Für jede dieser Sachen benutzt man ein anderen vietnamesischen Begriff für „schwarz“.
– Oh Gott!
– Hehe, aber bitte nicht schon Angst vor der Sprache haben! Ich glaube, dass diese ganzen Begriffe für „schwarz“ eine gehobene Sprache ist. Als Anfänger kann man das einfache Wort für schwarz benutzen und jeder wird auch verstehen, was man meint.
– Du scheinst also die Sprache zu lieben …
– Oh ja, ich lese immer gern und bei Vietnamesisch gibt es viele Begriffe, die so bildlich sind, dass jedes Mal, wenn ich sie lese, alles vor mir sehen kann 🙂 …….. Und? Was sagst Du nun zu der Sache?
– Hmm, ich werde darüber nachdenken…
– Kann ich Dich was fragen?
– Was denn?
– Glaubst Du, dass Deine Mutter Dich sehr lieb hat?
– Natürlich!!!
– Wenn sie unbedingt möchte, dass Du irgendwas tust, dann bestimmt damit Du es später besser haben wirst, oder?
– Ich glaube schon …….. OK, vielleicht gehe ich doch zu dieser vietnamesischen Sprachschule… Meiner Mutter zu liebe …
– Hey, hey, wenn es geht, ohne Zwang, ja? Freiwillig wird es mehr Spaß machen!
– … ist ja auch nur zweimal monatlich …
– Nur?
– Ja.
– Hmm… Das Nachbarsmädchen, wie heißt es nochmal? Silvia?
– Ja, Silvia.
– Wie oft übt sie Klavier?
– Eine oder zwei Stunden am Tag.
– Siehst Du, nur Übung macht den Meister! Vielleicht reicht es nicht, wenn Deine Mutter Dich einfach nur zur Sprachschule hinschickt, sie muss auch versprechen, dass sie mit Dir zu Hause übt.
– Das werde ich ihr sagen.
– Aber übe nur so viel solange Deine Schulnoten nicht darunter leiden, OK? Schule hat immer noch Priorität!
– Klar doch!
– Weißt Du, eine Sprache sprechen zu können ist so wie man einen Schlüssel für viele Schatztruhen bekommt. Man kann sie dann alle aufmachen und wunderbare Sachen da drin finden 🙂
– Du meinst damit kann man viele Bücher lesen und schöne Dinge erfahren?
– Genau!
– Schön gesagt!
– OK, mach’s gut! Ich muss weiterziehen ……..
– Onkel!
– Ja?
– Vielleicht habe ich doch was für Dich …
– Oh, was denn? doch ein Feuerzeug?
– Nein. Ein Bonbon … Hier, ein von den leckeren Sorten!
– Ach so … ja… OK, gut, Danke Kleine!
Tín