Reisebericht Duy Thu am 11. August 2017
Wir fahren schon seit einer ganzen Weile abseits der großen Hauptstraße in Richtung Duy Thu.
Die Straßen sind dort in einem sehr schlechten Zustand. Autos sehe ich hier keine mehr, Motorräder eher selten. Meistens sieht man Frauen auf Fahrrädern, die irgendwelche Lasten transportieren. Wir fahren an Feldern vorbei, auf denen hin und wieder die dort lebenden Menschen alleine arbeiten. Endlich ist der Torbogen der Gemeinde und dann das Schulgebäude der Oberstufe von Duy Thu in Sicht. „Nun ist es nicht mehr weit“, sagt Herr Quynh, welcher für uns die Fahrt organisiert hat. Ihn haben wir schon am Vortag in Da Nang das erste Mal kennengelernt. Er ist derjenige Mann, der dieses Projekt in Duy Thu mit Herrn Van Dy ins Leben gerufen hat und es jetzt schon im vierten Jahr vor Ort betreut.
Nach weiteren ca. 3 bis 4 Km zurückgelegter Fahrstrecke kommen wir schließlich an. Wir fahren durch ein schmales Tor auf den Schulhof. Vor dem Schulgebäude, ein gelber Flachbau mit einer schmalen Terrasse, warten schon die Schulkinder. Alle Kinder, die in ihrer Schuluniform angezogen sind und einzeln oder in kleinen Gruppen im Schulhof auf uns gewartet haben, schauen uns an.
Mir fällt sofort die ruhige, erwartungsvolle Stimmung auf. Kaum ein Kinderlachen, kein fröhliches Herumtoben, ist hier zu sehen. Die Lehrerin begrüßt uns und berichtet Herrn Quynh über den derzeitigen Stand der Schüler. Danach werden die Sachen, die vom DVF und den vielen Spendern erworben wurden, geprüft und für die Kinder portionsweise bereitgestellt. Ich stehe nur da und weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich mich verhalten soll oder wie ich helfen kann. In dieser ganzen Zeit hilft mir meine Frau alles so gut wie es geht zu übersetzen. Und währenddessen die ganze Zeit diese ruhige, erwartungsvolle Stimmung im Schulhof.
Danach stellen sich die Kinder alle auf die Terrasse und erhalten ihre Zuwendungen: einen Sack Reis, Nudeln, Milch, Schulmaterialien usw. Jeder bekommt dabei dasselbe. Die Kinder, die besonders gut gelernt haben, bekommen zusätzlich noch einen kleinen Anreiz in Form einer kleinen finanziellen Zuwendung.
Nach der Übergabe der Spenden habe ich Zeit, die Klassenzimmer, welche sich deutlich von denen der deutschen Klassenräume unterscheiden, zu besichtigen. In den Zimmern stehen einfache Holztische und Stühle. Außerdem gibt es so gut wie kein Schulmaterial, welches die Lehren nutzen könnten, um das Lernen zu vereinfachen. Des Weiteren hängen in jedem Klassenraum nur ein paar Bilder von den Kindern an der Wand und natürlich das Bild von Ho Chi Minh. Meiner Meinung nach kein besonders schöner Ort zum Lernen.
Ich bekomme zum Ende des Besuchs das Gefühl, dass die Kinder erleichtert sind, als sie endlich den Schulhof mit ihren Zuwendungen verlassen können. Die einen winken mir zu, die anderen lächeln. Jetzt ein kleines Lachen hier, ein fröhliches Plaudern da. Die Kinder wissen, dass durch die Hilfe, die wir ihnen geben, der Schulbesuch erleichtert wird. Die meisten haben nur ein Elternteil oder leben bei Verwandten oder gar bei Nachbarn, weil ihre Eltern weit weg leben und versuchen, den Lebensunterhalt zu verdienen. Manche haben aber auch keine Eltern mehr, sie sind entweder schon verstorben oder einfach verschwunden .
Wir haben dann noch die Gelegenheit, ein paar Kinder in ihrem Zuhause zu besuchen. Die Häuser sind einfach gehalten, besitzen nur das Nötigste und manche Häuser sind reparaturbedürftig. Die Möbel sind auf ein bis zwei einfache Betten, manchmal ohne Matratzen, einer einfachen Kommode und einen flachen Tisch beschränkt. Gekocht wird auf einfachen Kohlekochstellen. Einen Kühlschrank habe ich nur in einem Haus gesehen. Und dann sehe auf der Rückfahrt ein Zelt aus Reisstroh. Ich frage Herrn Quynh, ob da jemand wohnt. Mit einem ja, „die haben zur Zeit nicht anderes“, beantwortet er mir meine Frage.
Ich bin der Meinung, dass wir mit dem Projekt etwas Gutes tun. Die Reise hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Lebensverhältnisse der Kinder sind ärmlich. Mit unser Hilfe ermöglichen wir Ihnen den Schulbesuch und hoffendlich damit einen Ausweg aus der Armut.
Jörg Hinz, (DVF Vorstand)