Ein Blick in den Vietnamesisch-Unterricht aus Sicht einer Schülerin

Hallo, liebe Leser und Leserinnen!

In Deutschland wachsen unter uns ja immer mehr Vietnamesen auf. Ihre Eltern sprechen in der gewohnten Heimatsprache – vietnamesisch – mit ihnen, und dann müssen sie auch noch deutsch lernen – wie sonst sollten sie zum Beispiel in der Schule alles verstehen?

Aber dann passiert es oft, dass die unschuldigen Kinder nur noch deutsch sprechen, vietnamesisch teilweise vergessen oder nur noch verstehen aber nicht aussprechen oder lesen können. Bei mir ist das nämlich auch der Fall. Damit wir aber, wenn wir mal nach Vietnam fliegen, auch was mitreden können, gibt es den Vietnamesisch-Unterricht im Che-Haus (Aachen, Pontstraße).

Jeden zweiten Sonntag, von 11 bis 13 Uhr, wird hier in drei Altersgruppen unser Vietnamesisch verbessert. Aber es läuft nicht so wie in der Schule ab. Wir sind alle Bekannte und Freunde – anders ausgedrückt: Vietnamesen. Eine Mutter oder ein Vater eines Schülers, die/der sich freundlicherweise Zeit für uns nimmt, fungiert als Lehrer beziehungsweise Lehrerin. Arbeitsblätter lehren uns. Die jüngeren Kinder lernen zum Beispiel, einfache Sachen auf Vietnamesisch zu schreiben oder zu lesen. In meiner Gruppe jedenfalls bekommen wir Arbeitsblätter (wir haben es mit einem kleinen Protest gegen Papierverschwendung versucht, aber es hat nicht geklappt), lesen zusammen einen kurzen Text, lernen die richtige Zeichensetzung (thêm Dâ´u vào) oder machen andere Übungen. Auf jeden Fall gibt es dann eine 15-minütige Pause, in der wir uns von Chips und anderen meist ungesunden Sachen sowie Getränken (auf Kosten der Lehrer-Eltern) ernähren; eigentlich der einzige Grund, warum wir überhaupt kommen. Bis 13 Uhr machen wir meistens spielerische Übungen oder (vor dem Tet-Fest) üben irgendwelche Sachen wie Tänze, Theaterstücke oder Musikstücke ein, die wir dann zum Beispiel beim Tet-Fest vortragen. In dieser Zeit gibt es auch extra jede Woche einmal Vietnamesisch-Unterricht: So haben wir mehr Zeit zum Üben. Was in der dritten Gruppe alles gelernt wird, weiß ich nicht genau, aber sie sorgt manchmal auch dafür, dass wir pünktlich die Pause beginnen dürfen.

Meistens geht es bei uns recht locker zu, Hausaufgaben gibt es nicht immer, aber es kommt schon einmal vor. Strafen oder richtige Arbeiten mit Noten gibt es bei uns (noch) nicht, aber ich glaube, so wird das auch bleiben. Ob wir aus diesem Unterricht lernen, bleibt uns selber überlassen, aber so Einiges kriegt man dann doch mit vom Unterricht mit.

Naja, sie haben von mir diesen Text verlangt, jetzt haben sie ihn bekommen, ob er ihnen gefällt oder nicht.

Lilian Thuy Anh Phan