Die 3.000 Jahre alten Bronze-Trommeln

Ist Ihnen bei der diesjährigen Neujahrsveranstaltung etwas aufgefallen? Ist es etwa ein kreisrundes Objekt mit vielen Ornamenten, das die Flugblätter, Plakate und sogar die Hauptbühne dekoriert ? Ja, DAS ist es. Aber was ist DAS eigentlich für ein Objekt ? Und was soll DAS bedeuten ?

Kurz und bündig, DAS ist die Abbildung von Verzierungen auf dem ebenen Deckel der sog. Ngoc-Lu-Trommel, der bekanntesten Bronze-Trommel in Vietnam. Diese Abbildung wird von den Inlands- und Auslandsvietnamesen gerne benutzt, um als Symbolfigur die über dreitausend Jahre alte Kultur Vietnams zu repräsentieren.

Die mächtigen Bronze-Trommeln sind u. a. herausragende Zeugnisse früherer Kulturen der Menschen, die im heutigen Vietnam angesiedelt waren (die Dong-Son-Kultur in der Zeit um 1.000 v. Ch.). Die meisten der Bronze-Trommeln wurden nach und nach im Laufe des letzten Jahrhunderts in Dong-Son, Provinz Thanh Hoa in Nordvietnam gefunden (24 Stück). Aus diesem Grund wird die Kultur der damaligen Zeit von den Archäologen die Dong-Son-Kultur genannt. Neben der Ngoc-Lu- wurden in den anderen Provinzen Nordvietnams weitere 28 Bronze-Trommeln gefunden. Auch in Mittel- (Provinz Nghe-An und Kontum) und Südvietnam (Thu  Dau Mot) wurden drei Stück zu Tage gefördert. Vereinzelt wurden auch einige Bronze-Trommeln im benachbarten Norden (Südchina) und Süden (Indonesien) gefunden, die nicht so verziert sind wie die von Vietnam.

Die Ornamente der vietnamesischen Kunststücke sind von Trommel zu Trommel unterschiedlich. Die drei bekanntesten Bronze-Trommeln sind Ngoc-Lu-, Hoa-Binh- und Hoang-Ha-Trommeln. Die Ngoc-Lu-Trommel hat die schönste Verzierung und wurde im Jahr 1901 an der Pagode mit demselben Namen in der Provinz Ha Nam gefunden. Sie ist 0,63 m hoch und üppig mit Ornamenten verziert, am reichhaltigsten auf dem ebenen Oberfläche, die einen Umfang von 0,86 m hat. In der Mitte ist ein 14-zackiger Stern, der die Sonne darstellen soll. Rund um dem Stern sind insgesamt 16 konzentrische Kreise mit vielen Motiven angeordnet:

–        zwischen dem 5. und 6. Kreis sind zwei breite Pfahlbauten mit nach unten gewölbten Dach dargestellt. Im Haus sitzt ein Mann mit langen Haaren. Vor dem Haus vier hohe Trommeln, eine tanzende und zugleich Flöte spielende Gruppe. Hinter dem Haus sind zwei Menschen beim Reisstampfen zu sehen.

–        Alternierend mit diesen breiten Pfahlbauten sind zwei kleinere Pfahlbauten mit nach oben gewölbten Dach geprägt. In jedem Haus befindet sich ein Mensch mit einem Schwert in der Hand. Vor dem Haus ein weiterer Mensch mit einem Schwert in einer Hand und einem Vogel in der anderen. Hinter dem Haus ist eine Gruppe von tanzenden Menschen mit Lanze und Schwert.

–        Zwischen dem 7. und 8. Kreis sind zwei Hirschherden mit je 10 Tieren hintereinander angeordnet, abwechselnd mit zwei Vogelschwärmen (mit 6 bzw. 8 Vögeln).

–        Zwischen dem 9. und 10. Kreis sind wiederum Vögel, je ein fliegender mit langem Schnabel und ein ruhender mit kurzem Schnabel, dargestellt. Alle Vögel und Tiere sind gegen den Uhrzeigersinn gerichtet.

–        Die nach außen gewölbte Fläche rund um die Trommel ist auch üppig mit kämpfenden bzw. wetteifernden Szenen dekoriert: Menschen beim Rudern bzw. Leute mit Handwaffen (Lanzen, Bögen, Schwertern), die bei einer Zeremonie tanzen.

Sehen Sie sich das Gemälde auf der Bühne genau an. Unsere Freizeitkünstler im DVF haben sich an sechs Wochenenden viel Mühe gegeben, die Ornamente getreu wiederzugeben. Und ich glaube, es ist Ihnen gut gelungen.