Das Tetfest 2009 – Jahr des Büffels
Ich heiße Lilian und bin zehn Jahre alt. Ich war am Samstag, den 07.02.2009, beim Tetfest, das von dem Deutsch-Vietnamesischen Freundeskreis e.V. veranstaltet wurde. Mit einem vietnamesischen Festkleid, „Ao Dai“ (sprich: Au Sai), betrat ich den Veranstaltungsraum, in Begleitung von meiner Freundin Y Chi und meinen Eltern sowie meinem Bruder Jacky. Nur die Kinder und Erwachsenen, die an dem Programm teilnahmen, trugen ein Ao Dai wie ich. Ab fünf Uhr begann das Kinderprogramm für die kleinen Besucher, wobei auch die Teilnehmer des Hauptprogramms dabei sein durften. Es wurden lustige Spiele gespielt, dessen Gewinner einen kleinen Preis bekamen. Währenddessen roch man nebenan leckere, typisch vietnamesische Gerichte. Darunter „Pho“, eine beliebte Reisnudelsuppe (und eines meiner Leibgerichte), „Banh Chung“, ein Klebreiskuchen, der beim Tetfest nie fehlen darf, und „Banh Gio“, ein kleiner runder Kuchen aus Reismehl und vietnamesischer Fleischwurst (Gio). Nach einiger Zeit waren schon ziemlich viele Gäste eingetroffen, die gleich darauf von Los-Verkäufern für eine Tombola begrüßt wurden. Die Einnahmen sind für einen guten Zweck bestimmt. Endlich, um sieben Uhr, wurde der Raum etwas dunkler. Viele Besucher unterhielten sich mit anderen Gästen oder saßen an einem der Tische, um ein erfrischendes Getränk oder eine vietnamesische Leckerei zu genießen. Doch plötzlich ging die Lautstärke der Gespräche zu einem Flüstern über, und auf die Bühne trat der Vorstand des Deutsch-Vietnamesischen Vereins: Dr. Phi Long Huynh, Dr. Thomas Wilbers, Frau Thai Ngoc Truc Pham und Dr. rer nat. Kim Ho Phan. Mit den anderen vietnamesischen Kindern hielt ich ein festliches, langes Stoffband in den Farben Rot und Gelb in der Hand, neben mir Y Chi. Zu einer feierlichen Musik liefen wir auf die Bühne und schwenkten das Band hin und her. Der kurze Begrüßungstanz brachte alle in Stimmung, und als ich die Bühne wieder verließ, begann der Vorstand des Vereins mit einer kleinen Rede in beiden Sprachen. Aufmerksam hörte ich zu. Schließlich wurde ein vietnamesischer Preisträger des Wettbewerbs „Jugend Musiziert“ mit einer Gitarre auf die Bühne gerufen. Nach diesem musikalischen Vortrag traten junge, vietnamesische Tänzerinnen auf die Bühne, die den Zuschauern klar machten, dass Stäbchen nicht nur zum Essen dienen können, sondern auch zum Tanzen! Ich beobachte den faszinierenden Tanz und lauschte dem Geräusch, das entstand, wenn zwei Stäbchen aufeinanderklopften. Es sah sehr schwierig aus, minutenlang mit einer Hand zwei Holzstäbe zu bewegen. Die vier Mädchen hatten den Applaus genauso wie der junge Gitarrist verdient. Zwei traumhafte Lieder, die zum Frühling passten, trugen zwei vietnamesische Frauen vor. Die vietnamesischen Lieder erkennt man sofort, man braucht sozusagen eine „vietnamesische Stimme“ dafür. Lernen konnte man auf dem Tetfest auch etwas, es war sehr interessant, wie ein junger Mann etwas über die zwölf Tiere erzählte. Die Sternzeichen werden in Vietnam und anderen Ländern einem Jahr zugeordnet, in dem man geboren wurde, also nicht nach einem der zwölf deutschen Monate. Nachdem ich die Legende der Entstehung von den zwölf Tieren hörte, wusste ich gleich einige Sachen mehr als zuvor. Und passend zu diesem Vortrag konnte man sich Bilder dazu auf einer Leinwand ansehen. Vorfreude bekam ich dann aber auf den nächsten Tanz. In dem Tanz machten sechs vietnamesische Mädchen mit, darunter auch Y Chi. Es war ein wunderschöner Lichtertanz in zarten rosanen Ao Dais und mit rosanen, großen Lotusblüten, die jede Tänzerin in je einer Hand hielt. In der Blüte steckte ein Licht, dass die Atmosphäre traumhaft machte. Aufgeregt wurde mir dann klar, dass als Nächstes ein Vortrag von Y Chi und Hong An über den chinesischen Mondkalender gehalten wurde. Dabei halfen ich und die anderen Kinder beim Tragen der dazugehörigen Requisiten. Wir spazierten förmlich ganz locker auf die Bühne und gingen auf die eine Ecke der Bühne zu, während Y Chi und Hong An in der Mitte der Bühne stehen blieben und sich nun vorstellten. Ich hielt Ausschau nach den Requisiten, die ich für den Vortrag halten sollte und hörte dann aus der Ecke (versteckt hinter der Leinwand) zu, wie die beiden Mädchen Interessantes erklärten. Wir führten die dazugehörigen Papptafeln vor. Es wurde auch über die fünf Elemente Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde bzw. Yin und Yan erklärt. Später verbeugten wir uns und verließen „stolz“ die Bühne. Und wir näherten uns somit auch langsam dem Ende des Hauptprogramms. Als viele Erwachsenen ein paar Volkslieder anstimmten, bekam ich langsam Hunger. Erfreut ging ich zu den Tischen im hinteren Zuschauerbereich und sah eine Schüssel mit Pho dort stehen, die meine Mutter für mich gekauft hatte. Während ich aß, sah man auf der Bühne schon die nächste Gruppe stehen, die Kampfsportbewegungen präsentierten und dazu mit Trommeln und anderen Instrumenten Musik machten. Es war eine deutsche Gruppe, die zur deutsch-vietnamesischen Freundschaft einen Beitrag hielt. Nachdem ich es mir schmecken gelassen hatte, fingen die vietnamesischen Sänger wieder an zu singen. Nach einer Weile hörte man den letzten Applaus rauschen, bevor sich alle begeistert versammelten, um die Tombola zu verfolgen. Die Kinder durften die Lose ziehen. Ich holte meine Lose hervor und hörte gespannt auf die Ziffern, die gerufen wurden. Nach ein paar Enttäuschungen gewann meine Mutter schließlich auch etwas Nettes und ich sah auch andere Leute, die glücklich ihren Preis entgegen nahmen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war, denn bald mussten auch wir nach Hause fahren. Das Tetfest war leider schon zu Ende, manche sangen noch nach Lust und Laune etwas vor. Es war für viele von uns wie eine kurze Kulturreise nach Vietnam, die uns lange in Erinnerung bleiben würde. Und nun war ich auf das Jahr des Büffels vorbereitet.
Tet Ky Suu 2009
Lilian Thuy Anh Phan